Nach einem Tag im nicht so atemberaubenden Victoria, der Hauptstadt Vancouver Island’s, machten wir uns auf Richtung China Beach dem Startpunkt für unsere 50 km Wanderung mitten durch den kanadischen Urwald. Doch schon auf dem Parkplatz wurden uns die ersten Steine in den Weg gelegt: Die Parkplatzwächterin erzählte uns von Autoaufbrüchen und Diebstählen in den Nächten. Sie empfahl uns die 50 km weiter an das Trailende zu fahren und dort das Wohnmobil auf einem bewachten Parkplatz abzustellen und mit dem Trailbus zurück nach China Beach zu fahren. Also rasten wir mit sagenhaften 35 km/h die einzige Piste ans Ende des Trails. Dort fanden wir natürlich den besagten Parkplatz nicht, aber ein freundlicher Motelbesitzer stellte uns einen zur Verfügung. Frohen Mutes gingen wir nun zur Bushaltestelle nur um festzustellen, dass der Bus bereits voll besetzt ist und nur einer am Tag fährt! Aber man nennt uns nicht umsonst die unermüdlichen Glücksritter: Zufällig stießen wir auf ein echtes Kanadisches Original – einen Holzfäller mit riesigem Pickup, rotkarierten Hemd und ungepflegtem Auftreten. Leider war die Fahrgastzelle bereits von 2 Tschechen besetzt. Aus Spaß und Verzweiflung fragten wir ob wir nicht auf die Ladefläche dürften. Er hatte damit kein Problem, wohl auch weil in dieser Gegend wahrscheinlich nie die Polizei unterwegs ist. Im strömenden Regen und mit gefühlten 200 km/h zeigte er uns auf wie man die Straße Richtung China Beach (Wir zuvor mit 35 km/h, s. o.) zu seinem Sklaven machte. Nur wegen eines Bären am Straßenrand legte er einen kurzen Boxenstopp ein, um uns Zeit für einige Fotos zu geben. Am China Beach angekommen konnten wir nun endlich unsere Wanderung beginnen. Nach sage und schreibe zwei Kilometern schlugen wir unsere Zelte am Mystic Beach auf und fackelten Tonnen von Treibholz in unserem Lagerfeuer ab.
Am nächsten Tag sollte unser Survivaltraining dann richtig beginnen.Auf den ersten Blick sehen die 50 Km, die die meisten in vier Tagen absolvieren mickrig aus. Doch wenn man bedenkt, dass wir mit ca 15-20 Kilo Gepäck pro Nase und wirklich über Stock, Stein, Sand, Baumstämme und Matsch marschieren mussten war der Trail am Ende doch mit der Besteigung des Mount Everest vergleichbar. Hier ein statistisches Beispiel: am viertenTag nahmen wir uns 20 km vor. Im Pfälzer Wald wohl in 4 Stunden abzulaufen. Wir waren dür diese Strecke 11 Stunden unterwegs. Doch die Quälerei, für die wir wirklich an unsere Grenzen gingen lohnte sich. Der Trail war einfach atemberaubend. Weit und breit keine Zivilisation, Streckenabschnitte mal im tiefsten Urwald mal am Strand und öfters auch wunderbare Abschnitte direkt an der Steilküste mit grandiosem Blick aufs Meer und die Olympic Mountains am Horizont. Zwar regnete es am Anfang fast durchgehend doch das schöne Wetter setzte sich am drittenTag durch. Auch die Tierwelt hatte einiges zu bieten. Gleich zu Beginn begrüßte uns eine Gruppe von Walen mit Fontänen. Auch ein Seelöwe ließ sich seelenruhig von uns fotografieren, und selbst eine Begegnung mit einem Bären mitten in der Nacht war im Programm, welche aber Felix und Daniel nicht miterlebten, da sie tief und fest schliefen. Max und ich aber hielten den Atem an als Meister Petz direkt vor unseren Köpfen am Zelt schnupperte und kratzte (unsere Bärenschreckschusspistole war schon im Anschlag). Zum Glück hatten wir unsere Lebensmittel auf einen Baum gehängt, sodass er nur noch eine kurze Weile in der Nähe des Zeltes verbrachte.
Insgesamt waren die vier Nächte immer aufregend und lustig. Zwei davon verbrachten wir direkt am Strand (wobei wir nicht wussten wie hoch das Wasser bei Flut steht und somit kam das Wasser bis auf wenige Meter an unsere Zelte heran, sodass wir bei jeder Welle dachten sie bricht über unser Zelt) eine Nacht verbrachten wir in einer kleinen Holzhütte. Während wir Wasser für den nächsten Tag am Feuer abkochten, besuchten uns zwei Kanadier, die nur wenig älter als wir waren und sich wunderten warum an „ihrer“ Holzhütte plötzlich vier Deutsche stehen. Die beiden waren aber super drauf und erzählten uns Geschichten vom Trail und der Wildnis bis wir dann irgendwann schlafen gingen.
Alles in Allem kann man das 5-Tage-Abenteuer nicht ausreichend genug beschreiben. Seht euch einfach die Bilder an und falls ihr den Trail auch mal laufen wollt dann klickt auf den untenstehenden Link:
Leider setzte der GPS-Tracker aus, sodass wir nur die Hälfte de Trails aufzeichnen konnten.